Geschichte

 Die Geschichte der Musikkapelle Reith

 Das genaue Gründungsjahr der Musikkapelle Reith ist nicht feststellbar, da zu Beginn des 19. Jahrhunderts schon in vielen Gemeinden sogenannte „Musikbanden“ existierten, die bei Prozessionen oder an hohen Festtagen ausrückten, sonst jedoch kein geregelter Musikbetrieb aufrecht erhalten wurde. Auch schienen diese Musikbanden bei der Bevölkerung und der Geistlichkeit kein sehr großes Ansehen genossen zu haben, da es darüber praktisch keine Aufzeichnungen gibt. Nach einer mündlichen Überlieferung hat der Schustermeister Hans Lamprecht eine Musikrechnung aus dem Jahre 1821 gefunden, sodass angenommen werden kann, dass es dort die Musikkapelle schon gegeben hat. Die älteste Fotografie eines Reither Musikanten dürfte zwischen 1860 und 1870 entstanden sein und zeigt den aus Böhmen stammenden Tischlermeister Josef Zierl mit seiner Frau Magdalena.

Wie ein weiteres Foto aus der Zeit um 1898 beweist, bestand um die Jahrhundertwende schon eine 11-köpfige Musikkapelle. Auch einige Eintragungen in den Sitzungsprotokollen des Gemeinderates weisen darauf hin, dass der Musikbetrieb schön langsam in geregelte Bahnen gelenkt wurde. So gab es z.B. im Jahre 1921 einen Antrag der Musikanten an die Gemeinde, doch bei der Fronleichnamsprozession eine „Zeche“ zu bezahlen. Zwei Jahre später wurden vom Gemeinderat 500.000 Kronen (!) für Instrumenten-Reparaturen genehmigt.

Im Jahre 1930 wurde im sogenannten „Armenhäusl“, dem späteren Lamprechts-Häusl, das erste

Probelokal eingerichtet. Ein Antrag um die Bewilligung einer Subvention zur Anschaffung einer „Montur“ wurde mit der Begründung abgelehnt, dass „in erster Linie ein Musikverein gegründet werden soll, dessen erste Aufgabe die Herrichtung einheitlicher Instrumente ist“.

 Nach dem 2. Weltkrieg begann die Musikkapelle Reith im Jahre 1946 mit einer Besetzung von nur sechs Mann unter der Leitung von Kapellmeister Josef Jöchl (Geiersbühel) und rückte anlässlich des Heimkehrerfestes zum ersten Mal aus. Ein Foto aus dem Jahre 1948 zeigt eine fünfköpfige Besetzung, die sich „Baschtei-Musig“ nannte.

 Am 12. Dezember 1953 fand beim „Reitherwirt“ eine Gründungsversammlung statt, bei der die Musikanten zu einem „Musikverein Reith“ mit richtigen Statuten zusammengefasst wurden. Obmann war der Reitherwirt Josef Jöchl und Kapellmeister der Geiersbühel-Bauer Josef Jöchl. Erstmals wurde ein freiwilliger Mitgliedsbeitrag von 20 bis 50 Schilling pro Haushalt eingeführt. Zur Einhebung wurde vom Gemeindesekretär eine Liste erstellt, die damals bereits 146 Haushalte umfasste. Im gleichen Jahr wurden auch die Instrumente neu gestimmt bzw. neu angeschafft, und zwar von C-Stimmung auf B-Stimmung. 1954 wurde in der neuen Schule ein Probelokal bereitgestellt und im Jahr darauf gab es die erste einheitliche Kleidung, die sogenannte „Uniform“, für 21 aktive Musikanten und zwei Marketenderinnen.

Im Jahre 1959 legte Josef Jöchl den Taktstock nieder und Georg Jöchl wurde zum neuen Kapellmeister gewählt. Er übte diese Funktion 36 Jahre lang aus und hat sich besonders um den musikalischen Nachwuchs große Verdienste erworben. Im Jahre 1995 wurde „Örgei“ Jöchl zum Ehrenkapellmeister ernannt. Der Ex-Kapellmeister war es auch, der die Idee hatte, die Musikkapellen der drei Tiroler „Reith“-Gemeinden zu einem „Reither-Treffen“ zusammenzuführen. Seit einigen Jahren treffen sich nun die Musikkapellen von Reith bei Seefeld, Reith im Alpbachtal und Reith bei Kitzbühel jedes Jahr einmal in einem dieser Orte. Im Jahre 2002 nahm erstmals auch die Musikkapelle von Reit im Winkl an diesem Treffen teil.

 Im Jahre 1961 wurde dann die heutige Tracht angeschafft und das erste Auslands-Gastspiel in Baisingen (BRD) absolviert. 1964 nahmen die Reither Musikanten beim Hopfenfest in Haguenau (Frankreich) teil und 1966 gaben sie beim Mönninghof-Jubiläum in Bochum (BRD) ein Konzert.

 Am 1. Mai 1970 wurde das „Maiblasen“ zum letzten Mal in der alten Form durchgeführt, wo noch vor jedem Haus einige Märsche gespielt wurden und sich die Musikanten danach „stärkten“. Da inzwischen die Zahl der Haushalte so stark gestiegen war, dass selbst bei Aufteilung der Musikkapelle auf zwei Partien zu je zwei Terminen nicht mehr alle Häuser besucht werden konnten, musste eine andere Lösung gesucht werden. Im Jahr darauf marschierte die Musikkapelle Reith mit klingendem Spiel von „Geiersbühel“ bis „Seebach“ und die früher von Haus zu Haus gesammelten Spenden sollten durch einen freiwilligen Mitgliedsbeitrag ersetzt werden.

und im Juni 1976 kam es zur Partnerschaftsgründung der Gemeinde Reith mit Garbenheim (BRD), bei welcher die Musikkapelle in der deutschen Gemeinde aufspielte. Im Frühjahrs 1976 wurde in Eigenregie der Musikkapelle und unter reger Spendenbeteiligung der Bevölkerung in nur sechs Wochen ein Musikpavillon errichtet und im Herbst wurde er feierlich eingeweiht. Zu dieser Zeit gab es auch eine Reither Jungmusik, die in der Tennishalle Kitzbühel zugunsten des Therapiezentrums ein Konzert gab. Ab 1978 konnte ein Klassenzimmer im Keller des neuen Schulhauses als neues Probelokal verwendet werden.

 Im Jahre 1982 gab es eine weitere Schallplattenaufnahme und im Jahr darauf spielte die Musikkapelle Reith zum ersten Mal beim Kantonalen Kreismusiktag Züricher Ünterland in Rafz in der Schweiz. Aus dieser Begegnung wurde eine Partnerschaft beider Musikkapellen, die mit Besuchen und Gegenbesuchen bis heute aufrecht erhalten wurde. Im März 1984 wurde eine weitere Schallplatte (LP und MC) aufgenommen und im Herbst die zweite Fahrt nach Garbenheim mit Konzert im Festzelt und Teilnahme beim Festumzug unternommen. Die Auslandsreisen wurden 1985 mit einem Frühschoppen in Neubiberg bei München, Konzert und Ümzug beim Feuerwehrfest in Oberföhring bei München und 1986 und 1989 mit der Teilnahme beim Internat. Musikfest in Markgröningen (BRD) fortgesetzt.

 Im Jahre 1990 wurde im neu errichteten Reither Kulturhaus mit ca. 800 Arbeitsstunden durch die Musikanten das neue Probelokal ausgebaut. Weitere Schallplattenaufnahmen gab es 1994 und 2000 und die Auslandsgastspiele wurden mit Auftritten in der Schwesterngemeinde Garbenheim und bei der Partnerschafts-Musikkapelle in Rafz fortgesetzt.